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Citr Sa 98 – zweiachsiger sächsischer Personenwagen

 

Zwischen 1898 und 1901 beschafften die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen (K.Sächs.Sts.E.B.) 257 zweiachsige Personenwagen mit einer Länge über Puffer von ca. 10,50 m und einem Radsatzstand von 5 m. Die von den Eigenen Werkstätten der Staatsbahn sowie von privatwirtschaftlich geführten Waggonfabriken in Breslau, Werdau, Weimar und Gotha gebauten Zweiachser erhielten die sächsischen Betriebsnummern 4414 bis 4670. Die als Durchgangswagen ausgeführten Fahrzeuge besaßen offene Perrons, ein Tonnendach und längs zur Fahrtrichtung an den Seitenwänden angebrachte Bretterbänke 4. Klasse. Bei einigen Exemplaren gab es auch in Wagenmitte eine hölzerne Längssitzbank. Zum Einsatz kamen die im Bestandsverzeichnis der K.Sächs.Sts.E.B. auf dem Blatt lfd. Nr. 183 geführten Wagen sowohl auf Haupt- als auch Nebenbahnen in ganz Sachsen. So fuhren derartige Zweiachser nachweislich auch auf den Strecken Neustadt in Sachsen – Dürrröhrsdorf – Weißig-Bühlau, Kamenz – Pirna und Bautzen – Bad Schandau.

Im Jahr 1928 entfiel auf dem Papier die 4. Klasse. Die RBD Dresden ersetzte daraufhin in einigen Wagen die Bretterbänke durch Lattenbänke 3. Klasse, die sie ebenfalls in Längsrichtung einbaute. Für die Wagen mit großem Mittelraum legte die DRG zu dieser Zeit das Skizzenblatt Citr Sa 98 an, für die umgebauten Wagen mit Mittelbank das Blatt Civ Sa 98.

Um 1950 gab es in der DDR noch ca. 20 Personenwagen dieser Bauarten. Einen ggf. schon in den 1930er Jahren von der RBD Dresden zum Bahndienstwagen „Dresden 703 022“ umgezeichneten „183er“ nutzte die Signal- und Fernmeldemeisterei Dresden bis in die 1970er Jahre als Mannschaftswagen (ab 1958 Nr. 833-320, ab 1969 mit EDV-Nr. 60 50 99-61 309-1) im Großraum Dresden und danach als Aufenthaltsraum in Freital. Um seinen Erhalt zu sichern, erwarb ihn 1992 der Windbergbahnverein und hinterstellte ihn im Bw Dresden-Altstadt. Da er mit seinem Radsatzstand von 5 m für einen regulären Einsatz auf der Windbergbahn ungeeignet ist, stand der Wagen ab 2018 zum Verkauf. Einziger Interessent war in dieser Zeit ein Gastronom aus der Eifel, der auch die Begleichung einer Standmiete in Dresden bis zur Abholung zusagte. Denn nach vielen Jahren unter freiem Himmel benötigte der Wagen dringend einen überdachten Abstellplatz. Diesen vermietete die in Dresden-Altstadt die ehemalige Wagenhalle des Henschel-Wegmann-Zuges nutzende SVT Görlitz gGmbH an den Windbergbahnverein. Doch die abgesprochene Abgabe des „183er“ in die Eifel platzte im Jahr 2020 – eine erneute Abstellung des Wagens auf dem VDM-Gelände an der Zwickauer Straße lehnte das Verkehrsmuseum ab, in Dresden-Gittersee war kein Platz für den Zweiachser. Doch die finanziellen Verbindlichkeiten zur Standmiete liefen für den Wagen indes weiter, wodurch kurzzeitig sogar eine Verschrottung ins Gespräch kam. Als die ISEG davon hörte, meldete sie umgehend Kaufinteresse an – und fand damit beim Vorstand des Windbergbahnvereins offene Ohren. Im Dezember 2021 übernahm die ISEG sowohl das Eigentum an dem Wagen als auch den Staffelstab zu seiner Erhaltung. Dazu ließen die Eisenbahnfreunde den Zweiachser im Rahmen einer spektakulären Aktion im April 2021 nach Neustadt bringen und auf das Gleisvorfeld des Lokschuppens heben, in dem er sich seitdem befindet.

Neben dem „183er“ der ISEG sind noch drei weitere Wagen dieser Bauart erhalten: einer in Schwerin als 310-417, einer als „201 135 Mag“ in Lohburg bei Magdeburg sowie einer in der Tschechischen Republik als Ce 3-0507 – übrigens alle als betriebsfähige Museumswagen. Ein solcher Zustand ist auch für das nach Neustadt geholte Exemplar angestrebt.

Schweres Gerät war im April 2021 zum Antransport und Aufgleisen des Wagens in Neustadt (Sachs) erforderlich
Foto: Axel Trendelenburg

Der gerade aufgegleiste Wagen vor dem Lokschuppen in Neustadt
Foto: Axel Trendelenburg

Ein Schwesterwagen um 1910 im Bahnhof Schönfeld bei Weißig auf der Strecke Neustadt - Weißig-Bühlau
Foto: Slg. Peter Thielemann